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 David Bowie
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David Bowie (IdS).

Chamäleon der Musikwelt

Seine Stimme machte
David Bowie zum Milliardär

Von Tim In der Smitten

Bonn. Die Musik-Welt kennt ihn als glamourösen Rockstar. Seine unverkennbare Stimme machte ihn zum Plattenmilliardär und langjährigen „Best of Hits“-Lieferanten. Die Geschichte des Chamäleons, wie Bowie genannt wird, beginnt am 8. Januar 1947, als er in Brixton als David Robert Jones geboren wird.

Im Alter von dreizehn Jahren schnappt er sich, inspiriert vom Jazz des Londoner West Ends, ein Saxophon und ruft Ronnie Ross an, um bei ihm Unterricht zu nehmen. Durch die ersten Bands, mit denen er spielte – den Kon-Rads, The King Bees, den Mannish Boys und den Lower Third – bekommt er einen Einblick in die Welt der Pop- und Modbewegung. 1966 nennt er sich David Bowie und lässt sich die Haare lang wachsen. Die Sehnsucht nach Star-Ruhm spukt in seinem Kopf herum. Kenneth Pitt wird sein Manager und Bowie startete seine Karriere mit einer Handvoll - zumeist in Vergessenheit geratener – Singles, aber einem Kopf voller Ideen.

Doch es sollte bis 1969 dauern, bis ihm mit dem legendären „Space Oddity“ (Platz 5 in Großbritannien) erstmals der Sprung in die Charts gelingt. Inmitten seiner künstlerischen Streifzüge in den späten Sechzigern experimentierte er mit verschiedenen Medien und Ausdrucksmöglichkeiten wie Film, Pantomime, tibetanischem Buddhismus, Schauspielerei und Liebe. Das Album, zuerst unter dem Titel „David Bowie“, dann unter „Man Of Words, Man Of Music“ veröffentlicht, ist eine Hommage an sämtliche Einflüsse der Londoner Kunstszene. Es zeigt ein frühes Songtexter-Talent, das noch einige der bedeutendsten Werke des Rock- und Pop-Genres hervorbringen würde.

Die folgenden Siebziger sind von Drogenexzessen begleitet, was es dem Exzentriker immer schwerer macht, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden.1976 zieht er aus Los Angeles über London nach Berlin und brachte einige Schlagzeilen mit: Er war im US-Kino erfolgreich gewesen, hatte mit „Fame“ auch seinen ersten Hit in Amerika gelandet und ließ sich in der Londoner Victoria-Station mit Hitlergruß ablichten lassen. Damit nahm er, bei allem Ekel, den er dabei verspürte, dem späteren Punk eine Protestattitüde vorweg.

1977 leuchtet dann Bowies Stern heller den je. Mit Iggy Pop hauste er in Berlin-Neukölln. Andauernd, erzählt er, habe Damenbesuch vor der Tür gestanden und die Wohnung geputzt. Tagsüber hätten Museen auf dem Programm gestanden, abends Clubs und Sonntags der Wannsee.Die Anonymität der Großstadt hilft ihm, die Geißel Heroin los zu werden. Er traf auf den großen Produzenten Tony Viscontis in Berlin. Mit ihm entsteht auch „Heroes“, Bowies vielleicht bestes Album, in dem er seine Drogenerfahrungen besingt. Der Titelsong wird auch auf deutsch und französisch aufgenommen und ist Teil des Soundtracks zu "Christiane F. Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo".

Seine unrühmliche Drogenkarriere nennt er heute „ein Spiel mit dem Tod“. „Es war eine romantisch-heroische Idee, mit der junge Leute nun mal gern herumtändeln. Es ist die Fortsetzung der Geschichte von Byron und Shelly, die man in diesem Alter liest. Das stell man sich dann schwärmerisch vor, als schöner Verlierer ein frühes Ende zu finden. Von heute aus betrachtet ist das alles großer Blödsinn. Die meisten jungen Menschen wissen nicht, was Tod bedeutet, sie haben keine Ahnung. Sie haben noch nie jemanden Sterben sehen.“

In den Achtzigern verblasst sein Stern etwas, Kritiker wollen erkannt haben, dass Bowie ausgebrannt sei. Dennoch hat er zu dieser Zeit mit Titeln wie „Let's Dance“ und „China Girl“ seine größten kommerziellen Erfolge. Später aber entfernt Bowie sich weit von der Popmusik, die ihn groß gemacht hat. Auf den neueren Alben dominiert elitäres Kunstwollen.

Im vergangenen Jahr traf Bowie wieder mit Viscontis zusammen. Mit ihm zog er auch in ein Haus in Woodstock zusammen. Innerhalb kürzester Zeit entstand sein neuestes Album „Heathen“ (deutsch: Barbar). Beim ersten Hineinhören in das Album „Heathen“ scheint David Bowie etwas langsamer geworden zu sein und getragener. Der harmonische Eindruck täuscht. Der sphärisch hintermalte Sprechgesang kippt bald in donnernden, schlagzeuggetränkten Rock, schillernd vor Kraft seiner Erfahrung. Bei seinem Konzert in Köln war ihm der Spaß am leben, über den er in zuletzt in vielen Interviews sprach, deutlich anzumerken. Mit strahlender Miene und formvollendet im schwarzen Dreiteiler, spielte er 140 Minuten. Kraftvoll, als sei er in einen Jungbrunnen gefallen. Man darf also gespannt sein, auf seinen nächsten Auftritt im Rheinland.

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